Alina saß in der Küche, trank Tee und bereitete sich auf ein Gespräch mit ihrem Mann vor.
Sie wollte so sehr in den Urlaub ans Meer fahren, aber Maxim wollte sie schon wieder zur Datscha zu seiner Mutter schleppen.
— Max, hör zu, ich bin wirklich müde.
Ich warte seit fünf Jahren, und jedes Jahr fahren wir zur Arbeit zu deiner Mutter.
Ist das fair?
Wenn du dieses Mal nicht mit mir ans Meer fährst, dann fährst du allein zur Datscha und bleibst auch dort.
— Ach Alinka, fang doch nicht schon wieder an.
Fang nicht an, Mama wartet auf uns, sie braucht Hilfe.
Wer soll ihr helfen, wenn nicht wir?
Du weißt, wie schwer es Mama alleine hat.
— Mach dich nicht lächerlich!
Deiner Mutter geht’s schwer?
Während wir den Zaun streichen, schleppt sie Kartoffelsäcke!
Und übrigens, sie ist gerade mal 55 Jahre alt, eine Frau in den besten Jahren!
Wir graben Beete um, und sie trinkt unter dem Baum Tee im Schatten.
Maxim, lass uns die Dinge beim Namen nennen – sie beutet uns einfach aus.
— Du musst nicht dramatisieren.
Alle helfen ihren Eltern.
— Ich weigere mich ja nicht, aber alles sollte in einem vernünftigen Maß sein.
Unsere Freunde fliegen ins Ausland, machen Urlaub und vergessen ihre Eltern trotzdem nicht.
Und wir?
Wir sind fünf Jahre verheiratet, und ich bitte dich immer nur, Zeit mit mir zu verbringen und normal auszuruhen!
Du hast wahrscheinlich schon vergessen, wie wir statt am Strand zu liegen, einen Schuppen auf der Datscha gebaut haben.
Darüber stritten sich die Eheleute noch eine Weile, dann stellte Alina ein Ultimatum: Entweder sie oder Mama mit der Datscha.
Für sich selbst hatte sie entschieden, dass sie in die Türkei fliegen würde – ob mit oder ohne Ehemann, das müsse er selbst entscheiden.
Ein paar Tage später war Alinas Koffer gepackt, und Maxim war beleidigt zur Mutter gefahren, weil das Dach gemacht werden musste.
Dabei sah Alina zufällig einen Chatverlauf zwischen ihrem Mann und der Schwiegermutter.
Sie sprachen über die Schwiegertochter, und Maxim verteidigte sie kein einziges Mal.
Alina beschloss entschlossen, dass sie nicht mehr mit ihm zusammenleben würde – er hing zu sehr an seiner Mutter, eine Frau brauchte er nicht.
Als Alina am Strand lag und einen Cocktail trank, hörte sie, wie jemand sie ansprach.
— Ist der Platz neben Ihnen frei?
— Keine Ahnung.
Vor ein paar Minuten lag hier jedenfalls niemand.
Alina öffnete widerwillig die Augen.
Vor ihr stand ein attraktiver Mann, dunkelhäutig und sportlich gebaut.
An den Schläfen schimmerte etwas Grau, aber von ihm ging Selbstsicherheit und eine gewisse Güte aus.
— Ich heiße Nikita.
Und Sie?
— Ich bin Alina.
— Sehr erfreut.
Sind Sie schon lange hier im Urlaub?
— Nein, erst seit ein paar Tagen.
— Allein?
— Jetzt ja.
Die neuen Bekannten fanden sofort einen Draht zueinander.
Sie unterhielten sich viel und verbrachten die Abende gemeinsam.
Schon bald merkten beide, dass es mehr war als nur eine flüchtige Bekanntschaft.
Sie reisten gemeinsam zurück, auch wenn sie in verschiedene Städte flogen.
Nikita versprach, sie bei sich zu empfangen, und Alina versprach, zu ihm zu ziehen – nachdem sie alles mit Maxim geklärt hätte.
In der Zwischenzeit verbrachte Maxim die ganze Zeit auf dem Dach.
Plötzlich wurde ihm klar, wie recht seine Frau gehabt hatte.
Seine Mutter hatte ihn manipuliert, ohne zu begreifen, dass ihr Sohn längst erwachsen war und eine eigene Familie hatte.
Er hätte längst die Interessen seiner Frau an erste Stelle setzen müssen, statt auf seine Mutter zu hören.
Als Alina zurückkam, eilte er nach Hause, doch er konnte nicht mehr in die Wohnung.
— Alina, bitte mach auf.
Wir müssen reden!
Es tut mir leid, du hattest recht!
— Zu spät, Maxim.
Ich habe noch vor der Abreise die Scheidung eingereicht.
Es gibt kein Zurück mehr.
Und ich gehe.
Am nächsten Tag kam Nikita zu Alina.
Er gestand, dass er es nicht mehr aushielt, auf sie zu warten.
Alina war glücklich, dass sie sich für sich selbst entschieden hatte – und nicht für die Schwiegermutter.
Nun wartete eine neue Zukunft auf sie.