Die besten Geschenke für die Liebsten
Anna und Sergej lebten in einer kleinen Stadt.
Die Kinder waren längst erwachsen, sie führten ihr eigenes Leben, und das Ehepaar versuchte, seine Freizeit im Datscha-Haus zu verbringen.
An diesem Wochenende wachte der Mann sehr früh auf, versuchte, das Haus ganz leise zu verlassen, um seine Frau nicht zu wecken, aber Anna wachte trotzdem auf.
– Sergej, warum so früh?
– Ich fahre zur Datscha.
– Und ich? Wir wollten doch gemeinsam dorthin fahren?
– Ich wollte dich nicht wecken, schlaf lieber. Ich pflücke nur die Birnen und komme schnell zurück. Abends schauen wir einen Film.
Anna schöpfte keinen Verdacht.
Im Gegenteil, sie freute sich sogar, mal ausschlafen zu können.
Nach dem Mittagessen rief sie ihre Freundin an, sie verabredeten sich, in ein Café zu gehen, um Kaffee mit ihrem Lieblingskuchen zu genießen.
Die Freundinnen plauderten fröhlich, hatten Spaß und verbrachten eine schöne Zeit.
Am Abend kam Sergej zurück, in den Händen ein Korb voller Birnen.
Einige Tage später bemerkte Anna, dass ihr Ehemann sehr nervös war und sich manchmal sogar grob verhielt.
An jedem Wochenende fand er Ausreden, damit Anna zu Hause blieb, während er allein zur Datscha fuhr.
– Anja, du siehst nicht gut aus. Bist du krank? Ruh dich zu Hause aus, oder geh in einen Schönheitssalon, entspann dich, ich zahle alles. Noch besser, bleib einfach zu Hause. Du weißt doch, es geht gerade so ein Virus um, dass man sich kaum raustrauen kann.
Anna war ganz gerührt von der Fürsorge ihres Mannes.
Sie erzählte es Lena und prahlte damit, dass sie den besten Mann der Welt habe.
Doch ihre Freundin war sich da nicht so sicher.
– Sag mal, findest du nicht, dass dein Sergej sich ein bisschen zu sehr Mühe gibt? Spa bezahlt, Geschenke bringt, Birnen allein pflückt.
– Ach, Lena, übertreib nicht. Mein Mann ist nicht so einer.
Doch nach dem Gespräch schlich sich ein Zweifel in ihr Herz.
Was, wenn ihre Freundin recht hatte?
Am folgenden Wochenende beschloss sie, selbst nachzusehen, was ihr Mann ohne sie auf der Datscha tat.
Sie sagte Sergej, dass sie zur Massage fahre, verließ das Haus aber früher, um noch rechtzeitig den Bus ins Dorf zu erwischen.
Es stellte sich heraus, dass ihr Mann schneller gewesen war, denn als sie das Haus erreichte, sah sie, dass das Auto bereits im Hof stand und ihr Mann bei den Nachbarn mit der Enkelin von Oma Walja sprach.
– Katjuscha, hallo! Sergej, da bist du ja! Ich hab mich schon gefragt, wo du steckst.
Der Mann erschrak so sehr beim Klang der Stimme seiner Frau, dass er fast die Schaufel fallen ließ.
Katja hingegen winkte fröhlich.
– Tante Anja, guten Tag! Ich freue mich sehr, Sie zu sehen!
Sergej ging mit seiner Frau ins Haus zurück.
Man sah ihm an, dass seine gute Laune verflogen war.
Am nächsten Morgen stand er früh auf, zog seinen Trainingsanzug an und ging hinaus in den Hof.
Dort traf er die junge Nachbarin.
– Katjuscha, guten Morgen! Auch beim Joggen?
Das Mädchen lächelte nur und lief los.
Sie studierte an einer Sporthochschule, für sie war Laufen ein Lebensstil.
Anna beobachtete die Szene durchs Fenster.
Da wurde ihr klar: Ihr Mann hatte sich in Katja verliebt!
Statt traurig zu sein, lachte sie laut.
Ihr Mann war schon über fünfzig – und plötzlich wollte er noch einmal die Liebe spüren.
Die besten Geschenke für die Liebsten
Vielleicht hätte sie dieser Situation gar keine große Bedeutung beigemessen, wenn Sergej nach der Rückkehr nicht gesagt hätte, dass er die Scheidung wolle.
Anna widersprach nicht und stimmte sofort zu.
Nur hatte Katja bereits einen Verlobten, und Onkel Sergej interessierte sie überhaupt nicht.
Als er das verstand, bat er Anna um Verzeihung, sagte, es sei ein Moment des Wahnsinns gewesen – doch sie verzieh ihm nicht.