— Noch einmal erzählst du unseren Freunden vor deinen Kumpels etwas Erniedrigendes über mich, und ich erzähle ihnen, warum du schon ein Jahr auf dem Sofa im Wohnzimmer schläfst.

INTERESSANT

— Kostya, du hast es doch versprochen! Dann erzähl die frischeste Geschichte über Rita! — Andrey, der Wohnungsbesitzer, klopfte Kostya auf die Schulter und reichte ihm ein weiteres Bierglas.

Das Wohnzimmer war erfüllt vom Stimmengewirr, dem Geruch von heißer Pizza und warmem, gedämpftem Licht.

Ungefähr zehn Personen, ihre übliche Gesellschaft, hatten sich für das nächste Samstagstreffen versammelt.

Rita saß auf dem Sofa, eingequetscht zwischen Lena, Andreys Frau, und jemandem aus Kostyas Kollegen.

Sie nahm einen kleinen Schluck Wein und zwang sich zu lächeln, obwohl sich in ihrem Inneren alles zu einem eiskalten Klumpen zusammenzog.

Sie wusste, dass es jetzt losgehen würde.

Kostya erblühte.

Er liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, besonders wenn er sie dafür benutzen konnte.

Er stellte das Glas auf den Tisch, breitete theatralisch die Arme aus und ließ seinen Blick, der eines geborenen Künstlers würdig war, über alle schweifen.

— Oh, das war ein Feuerwerk, Leute! Ihr könnt euch das nicht vorstellen! — begann er, und alle verstummten sofort, drehten sich zu ihm.

— Stellt euch das Bild vor: letzte Woche, Regen wie aus Eimern, lokale Apokalypse.

Und meine Königin musste unbedingt in den Laden, um einen ganz besonderen Joghurt zu holen.

Ich sage zu ihr: „Rita, lass mich gehen.“

Aber ihr kennt sie ja, stur wie… na ja, ihr wisst schon.

Rita spürte, wie die Farbe langsam ihre Wangen überflutete.

Sie krallte die Fingernägel in den Sofabezug.

Sie erinnerte sich an diesen Tag.

Schlechte Laune, nasse Füße und dummer Zeitdruck.

Doch in seiner Darstellung wurde es zur Farce, zur Komödie der Situationen, in der sie die Hauptfigur war — eine lächerliche, komische Dummchenrolle.

— Und da fliegt sie also auf ihren Absätzen, wie ein Fregattenschiff über die Wellen, — Kostya watschelte graziös auf der Stelle, stellte ihren Gang unter das Lachen der Gesellschaft nach.

— Und direkt vor dem Laden — eine Pfütze.

Nicht nur eine Pfütze, sondern der Marianengraben!

Der Baikalsee nach der Frühlingsflut!

Und meine anmutige Rehkuh, statt drum herum zu gehen, beschließt, sie zu überspringen!

Er machte eine Pause, genoss die Aufmerksamkeit.

Rita senkte den Blick auf ihren Teller mit einem abkühlenden Stück Pizza.

Der Appetit verschwand endgültig.

Es schien ihr, dass alle Blicke, selbst die auf Kostya, sie tatsächlich durchbohrten.

Sie sah Lenas mitfühlenden Blick, aber er verschlimmerte nur ihre Erniedrigung.

— Sie rennt an, springt… und-i-i… — Kostya machte einen graziösen Pirouetten-Sprung in der Luft und klatschte sich dann mit einem lauten „PLATSCH!“ auf die Hüften.

— Sie landet genau in der Mitte dieses schmutzigen Beckens!

Aber sie fällt nicht einfach!

Sie fällt flach wie ein Seestern!

Ein Fontäne aus Spritzwasser, Schlamm und Herbstblättern schießt bis zur zweiten Etage!

Eine vorbeigehende alte Frau mit ihrem Hund wird gleichmäßig mit Schlamm bedeckt.

Der Hund ist geschockt, die alte Frau bekreuzigt sich.

Und meine Schönheit liegt in der Pfütze und sieht aus wie eine Sumpf-Kikimora, die gerade vom Grund gefischt wurde!

Der Raum explodierte vor Lachen.

Laut, ehrlich, gnadenlos.

Die Männer klopften Kostya auf den Rücken, die Frauen lachten und bedeckten ihre Münder mit den Händen.

Aber Rita saß absolut regungslos.

Sie hörte ihr Lachen nicht.

Sie hörte nur das ohrenbetäubende Dröhnen in ihren Ohren.

Sie fühlte sich nackt auf dem Marktplatz.

Und die Person, die ihr die Kleidung vom Leib gerissen hatte, war ihr eigener Ehemann.

Er stand dort, im Scheinwerferlicht des Ruhms, strahlend und zufrieden mit sich selbst, nahm den Applaus auf ihre Kosten entgegen.

— Na, was ist, Rit? Sei nicht sauer, das ist doch lustig! — er kam näher und umarmte sie an den Schultern, immer noch lachend.

Seine Berührung erschien ihr ekelhaft, wie die Berührung von etwas Glitschigem und Kaltem.

Sie befreite sich schweigend aus seiner Umarmung, stand auf und sagte, ohne jemanden anzusehen:

— Ich gehe auf die Toilette.

Sie stand etwa zehn Minuten im Badezimmer und starrte ihr Spiegelbild an.

Eine Frau mit glühenden Wangen und dunklen, leeren Augen sah sie an.

Sie wusch sich mit kaltem Wasser, doch es half nicht.

Das Feuer in ihr erlosch nicht, sondern lodert nur auf, verwandelt sich in eine kalte, weiße Flamme.

Als sie mit dem Taxi nach Hause fuhren, pfiff Kostya zufrieden mit dem erzeugten Effekt fröhlich vor sich hin.

In dieser engen Box, die nach billigem Lufterfrischer roch, wurde ihr Schweigen fast greifbar.

— Na, schon wieder so eingeschnappt wie eine Maus auf Reis? — hielt er es nicht aus.

— Dir fehlt völlig der Sinn für Humor.

Alle haben gelacht, und das war’s.

— Das ist kein Humor, Kostya.

Das ist Erniedrigung, — antwortete sie leise, aber bestimmt und sah aus dem Fenster auf die vorbeiziehenden Lichter.

— Oh, hör auf mit deinem Vortrag.

Entspann dich einfach, — winkte er ab und signalisierte, dass das Gespräch beendet sei.

Aber Rita wusste, dass er sich irrte.

Das Gespräch hatte gerade erst begonnen.

Und sie würde keine Worte mehr benutzen, die er ohnehin nicht hörte.

Drei Tage vergingen.

Drei Tage dichter, zäher Stille, die schlimmer war als jedes Schreien.

Kostya benahm sich, als wäre nichts geschehen.

Er kam von der Arbeit, warf die Schlüssel krachend auf das Sideboard im Flur, aß zu Abend, während er auf den Bildschirm seines Laptops starrte, und ließ sich dann im Wohnzimmer auf seinem gewohnten Platz nieder — auf dem Klappbett, das ihm seit einem Jahr als Bett diente.

Es stand in der Ecke wie ein hässliches Denkmal ihres Auseinanderlebens, mit einer grauen Decke bedeckt.

Tagsüber diente es als Sofa, nachts — als seine persönliche Insel, zu der Rita keinen Zugang hatte.

Rita beobachtete ihn.

Sie versuchte nicht mehr zu sprechen, stellte keine Fragen.

Sie bewegte sich fast lautlos durch die Wohnung, wie ein Schatten.

Sie kochte, putzte, erledigte ihre eigenen Dinge, aber ein Teil ihres Bewusstseins war ständig auf ihn fokussiert.

Sie studierte ihn, wie ein Entomologe ein Insekt unter Glas studiert.

Sein selbstgefälliges Grinsen, wenn er lustige Videos ansah, sein genervtes Schnaufen, wenn er bei Computerspielen verlor, sein vollständiges, absolutes Vertrauen, dass sich die Welt um ihn drehte und sie nur ein unbedeutender Begleiter auf seiner Umlaufbahn war.

Am Mittwochabend war er besonders gut gelaunt.

Er hatte einen vorteilhaften Deal abgeschlossen und freute sich nun darauf, am Wochenende vor Freunden damit zu prahlen.

Er saß auf seinem Sofa, legte die Beine auf den Couchtisch und sprach laut mit Andrey am Telefon über den bevorstehenden Angelausflug.

— Absolut! Ich habe so einen Köder besorgt, dass alle Fische im See von selbst ans Ufer springen werden! — lachte er ins Telefon.

— Ja, und Rita nehmen wir natürlich mit.

Jemand muss ja die Fischsuppe kochen, während die Männer beschäftigt sind!

Rita stand im Türrahmen der Küche und lauschte.

In ihr regte sich keine einzige Emotion.

Dort, wo früher Ärger oder Wut war, war nun glattes, kaltes Eis.

Sie wartete, bis er das Gespräch beendete und das Telefon aufs Sofa legte.

Langsam betrat sie den Raum.

Ihre Schritte waren leise, aber er spürte dennoch ihr Herankommen und hob verärgert den Kopf vom Bildschirm.

— Was willst du?

Sie blieb ein paar Meter von ihm stehen.

Das Licht der Stehlampe fiel seitlich auf sie und zeichnete ihre Gesichtszüge scharf und streng.

Sie sah ihm direkt in die Augen, und in ihrem Blick war weder Flehen noch Vorwurf.

Nur die Feststellung einer Tatsache.

— Noch einmal erzählst du unseren Freunden vor deinen Kumpels etwas Erniedrigendes über mich, und ich erzähle ihnen, warum du schon ein Jahr auf dem Klappbett im Wohnzimmer schläfst, willst du es ausprobieren?

Jedes Wort wurde ruhig ausgesprochen, ohne das kleinste Zittern.

Es war keine Drohung im üblichen Sinn.

Es war eine Ankündigung.

Eine Wettervorhersage, die einen Sturm versprach.

Kostya erstarrte.

Das Lächeln glitt von seinem Gesicht, als wäre es mit einem Radiergummi gelöscht worden.

Er starrte sie mehrere Sekunden an, versuchte zu verstehen, ob er sich verhört hatte.

In seiner Welt konnten Frauen weinen, schreien, Tobsuchtsanfälle haben.

Aber sie sprachen nicht so.

Ruhig, überlegt und tödlich gefährlich.

— Du… was redest du? — er setzte sich aufrecht hin und zog die Beine vom Tisch.

Seine Stimme verriet einen Hauch von Verwirrung, den er sofort mit gewohnter Aggression zu überdecken versuchte.

— Ganz den Verstand verloren?

— Ich bin nicht ausgezogen. Ich habe gewarnt, — antwortete Rita ebenso ruhig. Sie verschränkte ihre Arme nicht auf der Brust, nahm keine provokativen Posen ein. Sie stand einfach da und schaute. Und dieser ruhige, gerade Blick erschreckte ihn mehr als jeder Skandal.

Plötzlich verstand er, dass es kein Bluff war. Sie würde es wirklich tun. Der Gedanke daran, wie er in den Augen von Andrei, Max, Serjoga aussehen würde, wenn sie sein peinlichstes Geheimnis erfuhren, brannte ihn von innen.

Sein ganzes Image als cooler, erfolgreicher Typ, Herr seines Lebens, würde zu Staub zerfallen.

— Du wirst dich nicht trauen, — zischte er, doch es klang erbärmlich, wie eine Frage, nicht wie eine Aussage.

— Willst du es überprüfen? — wiederholte sie ihre Frage und neigte leicht den Kopf zur Seite. Er sprang auf. Sein Gesicht lief rot an. Er wollte sie anschreien, packen, schütteln, sie wieder zu der vorhersehbaren, beleidigten Rita machen, die er kannte.

Aber er konnte nicht. Etwas in ihrer eisigen Ruhe lähmte ihn. Sie hatte eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen aufgebaut, und er wusste nicht, wie er sie durchbrechen sollte. Sie besaß Informationen, die ihn zerstören konnten.

Und sie war bereit, sie zu benutzen. Zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Zeit fühlte er Angst. Nicht vor ihr. Vor der Schande, die sie über ihn bringen konnte.

Die Woche verging in einem Zustand des kalten Waffenstillstands. Sie sprachen kaum miteinander, doch Kostja hatte sich deutlich verändert.

Er hörte auf, spitze Bemerkungen zu machen, wurde vorsichtiger in seinen Worten, als würde er über ein Minenfeld gehen und Angst haben, falsch zu treten. Er entschied, dass sein stillschweigender Boykott und demonstratives Missfallen gewirkt hatten.

Rita hatte Angst bekommen und würde sich jetzt wie Seide benehmen. Dieser Gedanke wärmte sein Ego.

Deshalb nahm er es als weiße Fahne, als sie ihn am Donnerstag, freundlich lächelnd, vorschlug, am Samstag Freunde zur Pizza einzuladen. Kapitulation.

— Großartige Idee, — nickte er lässig, ohne vom Telefon aufzublicken.

— Wir haben uns lange nicht getroffen. Gleichzeitig erzähle ich den Jungs, wie ich den neuen Chef bei der Arbeit fertiggemacht habe.

Der Samstagabend begann perfekt. Die Wohnung füllte sich mit Lärm, Lachen und dem Duft von geschmolzenem Käse.

Kostja war in seinem Element: Er erzählte laut Witze, spinnte Geschichten, gestikulierte und schenkte Bier ein. Rita war die Verkörperung von Gastfreundschaft.

Sie flatterte zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her, servierte den Gästen Essen, achtete darauf, dass die Gläser nie leer blieben, lachte über seine Witze.

Sie spielte ihre Rolle so makellos, dass Kostja sich völlig entspannte.

Er sah sie mit einem Gefühl der Überlegenheit an: Da ist sie, seine Frau, gebrochen und gehorsam. Alles kehrte zur Normalität zurück.

Als alle gegessen hatten und leicht angetrunken waren und die Gespräche träge und entspannt wurden, stand Rita mit einem Weinglas in der Hand auf.

— Leute, eine Minute Aufmerksamkeit, — sagte sie mit sanfter, melodischer Stimme. Alle verstummten sofort und drehten sich zu ihr. Kostja grinste selbstzufrieden, in Erwartung eines Toasts zu seinen Ehren.

— Ich wollte nur sagen, — fuhr sie fort, während sie alle mit warmem Blick umfasste, — wie sehr ich stolz auf meinen Mann bin. Wirklich.

Sie ging zu Kostja und legte ihre Hand auf seine Schulter. Er richtete die Brust auf und genoss den Moment.

— Ihr kennt ihn alle als die Seele der Gesellschaft, einen Spaßmacher, Quatschkopf. Aber nur wenige wissen, wie stark er wirklich ist. Nicht jeder Mann kann mit solcher Würde… sagen wir mal, delikate Probleme ertragen.

Im Raum entstand eine kaum merkliche Pause. Die Lächeln auf den Gesichtern der Freunde wankten leicht. Rita sprach mit einer solchen aufrichtigen Zärtlichkeit, dass niemand eine Falle vermutete.

— Ich meine, all diese regelmäßigen Arztbesuche… in diese spezielle Klinik… Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel Mut das erfordert. Sich seiner männlichen… Unzulänglichkeit zu stellen, und nicht zu zerbrechen, sich nicht zurückzuziehen.

Aber er verzweifelt nicht! Er kommt nach Hause, manchmal natürlich nach einer erfolglosen Sitzung enttäuscht, aber findet die Kraft, mit euch zu scherzen und zu lachen. Vor allem mit mir. Wahrscheinlich nur, um sein Selbstwertgefühl zu heben.

Sie sprach, und die Atmosphäre im Raum veränderte sich mit jeder Sekunde. Das Lachen erstarrte auf den Gesichtern.

Andrei hustete nervös und starrte auf seinen Teller.

Lena warf Rita einen schnellen, erschrockenen Blick zu. Die Andeutungen waren so subtil und gleichzeitig so offensichtlich, dass sie wie Schläge trafen.

Rita, mit einem Engelslächeln, malte das Bild eines heroischen Leidenden, aber alle anwesenden Männer verstanden genau, um welches „Problem“ es ging.

Die Freunde wechselten Blicke zwischen Ritas strahlender „Fürsorge“ und Kostja. Und Kostja saß da wie eine Steinskulptur.

Das Blut wich aus seinem Gesicht und machte ihn leichenblass, kehrte dann zurück und färbte Hals und Wangen purpurrot.

Er spürte, wie Dutzende von Augen ihn nun anders betrachteten: mit Mitleid, Verlegenheit, schlecht verborgener Verachtung.

Sein Image als Macho, Alphamännchen, zerfiel hier und jetzt auf seiner eigenen Liege, untermalt von der zarten Stimme seiner Frau.

Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch aus seinem Hals kam nur ein heiserer, erstickter Laut.

— Ich möchte nur, dass ihr wisst, was für ein Held er für mich ist, — beendete Rita und küsste ihn zärtlich auf den Scheitel. Dieser Kuss war wie ein Hammerschlag auf den Deckel eines Sarges. Als Erster kam Andrei wieder zu sich.

— Ja… nun… das… Wir sollten wohl gehen, — murmelte er und stand unbeholfen auf.

— Morgen früh aufstehen. Die anderen stimmten ihm sofort zu. Die Party war in drei Minuten vorbei. Die Abschiede waren hastig und kurz. Niemand sah Kostja in die Augen. Sie griffen hastig nach ihren Jacken, murmelten Dankesworte und stürmten hinaus, als kämen sie aus einem vom Pestausbruch verseuchten Haus.

Die Tür fiel hinter dem letzten Gast ins Schloss. Ein Klick des Schlosses. Sie blieben allein in dem Raum zurück, erfüllt vom Geruch abgekühlter Pizza und totaler, ohrenbetäubender Demütigung.

Der Schlossklick in der leeren Diele hallte ohrenbetäubend, wie ein Schuss.

Er schnitt sie von der Außenwelt ab und ließ sie allein mit schmutzigem Geschirr, dem Geruch abgekühlten Essens und dichter, klingender Wut zurück.

Kostja bewegte sich nicht. Er saß auf seinem Klappbett, im Zentrum der von ihm geschaffenen Welt, die gerade in kleine, beschämende Scherben zerfallen war.

Sein Gesicht glich einer Maske aus grauem Wachs, auf der der Ausdruck totaler, unverdauter Demütigung eingefroren war.

Er starrte auf einen Punkt, auf den Fleck von Soße auf dem Teppich, sah jedoch nicht diesen, sondern die mitfühlend-verächtlichen Blicke seiner Freunde.

Rita begann schweigend, die Teller vom Tisch zu räumen. Ihre Bewegungen waren langsam, kontrolliert, fast rituell.

Sie sah ihn nicht an, spürte jedoch seinen Blick in jeder Zelle ihrer Haut.

Sie wusste, dass das Schweigen nicht lange anhalten würde.

Es war die Ruhe vor dem Sturm, die Zeit, in der der Druck auf einen kritischen Punkt fällt und die Luft schwer zu atmen ist.

Sie stellte den Stapel Teller ins Spülbecken und drehte sich um.

Er stand bereits. Er war nicht aufgestanden, er schien aus seinem Klappbett zu wachsen, sich in voller Größe zu strecken.

Die Maske von seinem Gesicht war verschwunden.

Nun starrte ein verzerrtes, blutrotes Gesicht eines fremden Menschen sie an.

Augen, in denen weder Zorn, noch Groll, noch Schmerz waren.

Darin war nichts außer leerem, animalischem Verlangen, das zu vernichten, zu zertrampeln, zu zerstören, was ihm diese unerträgliche Scham zugefügt hatte.

Er machte einen Schritt auf sie zu. Langsam, schwer, wie ein Raubtier, das seine Beute in die Ecke treibt.

Sie wich nicht zurück. Sie sah ihm einfach in die Augen, und in ihrem Blick war keine Angst. Nur kalte, erschöpfte Genugtuung.

— Ich habe gewarnt, — ihre Stimme klang ruhig, sogar alltäglich, vor dem Hintergrund des Sturms, der in seinem Kopf tobte. — Ich habe, im Gegensatz zu dir, auch einen ausgezeichneten Sinn für Humor.

Das waren die letzten Worte. Sie wurden zum Zünder. Er schrie nicht, er versuchte nichts zu beweisen.

Er stürzte einfach vorwärts. Seine Faust traf sie an der Wange mit einem dumpfen, nassen Geräusch.

Ritas Welt schwankte, der Kronleuchter an der Decke neigte sich zur Seite.

Der Schmerz war scharf, blendend, doch sofort verwandelte er sich in eine seltsame Benommenheit.

Sie schaffte es nicht, zu schreien oder zu fallen.

Er packte sie an den Haaren, zog sie zu sich und schlug erneut. Und wieder.

Es war kein Kampf. Es war methodische, lautlose Prügel. Er empfand keine Wut, er erledigte nur seine Arbeit.

Er schlug ihr seine Demütigung, seine Schande, seine männliche Unzulänglichkeit aus dem Körper.

Er schlug ins Gesicht, auf den Körper, und mit jedem Schlag schien es ihm leichter zu werden.

Rita wurde in seinen Armen schlaff, ihr Körper schwer und willenlos.

Er warf sie von sich, und sie stürzte zu Boden am Couchtisch, wobei eine leere Weinflasche umfiel. Die Flasche rollte leise über das Parkett.

Er hielt an, schwer atmend. Er sah auf das, was zu seinen Füßen lag.

Auf ihren reglosen Körper, auf das dunkle Haar, das über den Boden verstreut lag, auf einen dünnen Blutstrahl, der aus der Ecke ihres Mundes kroch.

Und in diesem Moment dämmerte es ihm. Kein Bedauern.

Kein Mitleid. Ein klebriger, urtümlicher Schrecken überkam ihn.

Kein Schrecken um sie. Um sich selbst. Er sah auf seine Hände, auf die angeschlagenen Fingerknöchel, dann wieder auf sie.

Er prüfte nicht, ob sie atmete. Es war ihm egal. Der einzige Instinkt, der in ihm funktionierte, war: weglaufen.

Er stürzte in die Diele, stolperte über seine eigenen Füße. Er griff nach dem Autoschlüssel und der Geldbörse vom Tisch.

Auf dem Sprung zog er seine Jacke an, riss die Haustür auf.

Er blickte nicht zurück. Er sprang auf das Treppenpodest und rannte die Stufen hinunter, über zwei, über drei hinweg.

Die kalte Luft im Hausflur traf sein Gesicht, doch sie machte ihn nicht nüchtern.

Er rannte hinaus auf die Straße, in die nächtliche Stille, und lief davon, ohne auf den Weg zu achten, einfach weg von dieser Wohnung, von dieser Frau auf dem Boden, von dem, was er gerade getan hatte.

Und in der Wohnung blieb Stille. Nur unterbrochen vom leisen Summen des Kühlschranks in der Küche.

Das Licht der Stehlampe warf aus dem Halbdunkel verstreute Kissen, schmutziges Geschirr und die reglose Gestalt auf dem Boden hervor.

Die Party war vorbei. Endgültig…

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