— Du sitzt seit einem halben Jahr zu Hause und schaust deine Serien! Reiß deinen Hintern endlich vom Sofa hoch und such dir einen Job, denn ich werde dich nicht länger finanzieren! Ich habe genug von deinem Schmarotzertum!
Worte, scharf und heiß wie Dampf in einer Sauna, entfuhren Marinas Brust, bevor sie ihre Sneakers ausziehen konnte.

Sie stand in der Diele, und die angenehme Müdigkeit in ihren Muskeln nach dem intensiven Training wurde sofort von einem bekannten, dumpfen Kopfschmerz abgelöst.
Das Licht im Flur war aus.
Die einzige Lichtquelle war der bläuliche, flackernde Fernseherbildschirm tief im Wohnzimmer, der aus der Halbdunkelheit eine bis zur Übelkeit vertraute Silhouette hervorzog. Gleb.
Er saß auf dem Sofa genau in derselben Pose wie drei Stunden zuvor, als sie ins Fitnessstudio gegangen war.
Zusammengekauert, die Beine ausgestreckt, auf den Couchtisch gelegt.
Neben seiner Hand auf der Armlehne stand eine beschlagene Bierdose. Die zweite, bereits leere, lag auf dem Teppich.
Ein halbes Jahr. Über hundertachtzig Tage. Marina zählte sie alle.
Seit dem Tag, an dem sein Projekt geschlossen wurde und er zuckend sagte: „Na gut, ich ruhe mich ein paar Wochen aus und finde dann etwas Besseres.“
Sie stimmte zu. Sie unterstützte ihn. Sie übernahm alle Kosten, redete sich und ihm ein, dass es nur vorübergehend sei, dass es normal sei, dass sie ein Team seien.
Aber seine „ein paar Wochen“ dehnten sich zu Monaten, und die Jobsuche beschränkte sich auf ein faules Durchscrollen von Stellenanzeigen auf dem Smartphone während Werbepausen in endlosen Serien.
Jeder ihrer verdienten Rubel schien sich in Strom für diesen Fernseher zu verwandeln, in Schaum für sein Bier, in die Bezahlung eines weiteren Streamingdienstes.
Er drehte nicht einmal den Kopf in ihre Richtung. Die einzige Bewegung in seine Richtung war, dass er die Dose zum Mund führte und einen langen, lauten Schluck nahm.
Dieser Klang, laut und guttural, ertönte in der stillen Wohnung wie eine Beleidigung.
— Ich bin auf kreativer Suche, — zog er sich träge, ohne den Blick vom Bildschirm zu nehmen, auf dem einige Leute in mittelalterlichen Kostümen miteinander kämpften.
— Du solltest dein Geld lieber nicht für Fitness ausgeben, sondern für gutes Essen.
Das war der letzte Tropfen. Nicht der Vorwurf selbst — daran hatte sie sich schon gewöhnt.
Sondern dieser Ton.
Der Ton eines Hausherren, eines Herrn, der träge eine nachlässige Dienerin zurechtweist, weil sie sein Geld für ihre dummen Launen ausgibt.
Marina erstarrte. Etwas in ihr klickte und riss.
Laut, wie eine gerissene Saite. Sie ging schweigend, ohne die Schuhe auszuziehen, an ihm vorbei in die Küche.
Ein Geruch von abgestandenem Bier und etwas Saures von schmutzigem Geschirr schlug ihr in die Nase.
Sie schrie nicht. Sie warf keine Teller.
Sie ging zum Kühlschrank und öffnete die Tür. Helles Licht erhellte die ordentlichen Regale, gefüllt mit Lebensmitteln, die sie gestern nach der Arbeit gekauft hatte. Ihre Hand griff sicher nach vorne.
In die große Einkaufstasche flog ein Stück Käse mit edlem Blauschimmel, den Gleb so liebte.
Danach — eine Packung dünn geschnittenen Jamón, in Pergament gelegt. Zwei Packungen handwerklicher Würstchen aus dem Bauernladen.
Alle ihre griechischen Joghurtbecher mit Feigen. Teure Sojasauce. Eine Flasche gutes Olivenöl.
Sie handelte schnell, methodisch, wie ein Chirurg, der einen Tumor entfernt.
Sie packte alles ein, was ein Symbol ihrer Arbeit, ihres Gehalts, ihrer Fürsorge war, die ihr nun wie eine erniedrigende Dummheit vorkam.
Nachdem sie alles in die Tasche gelegt hatte, band sie sie zu und stellte sie auf den Boden neben ihrer Sporttasche.
Dann fiel ihr Blick auf den Router, der auf der Kommode fröhlich grüne Lichter blinkte. Er war das Herz seiner Welt.
Das Fenster in seine endlosen erfundenen Universen.
Sie ging zu ihm und zog mit einer schnellen Bewegung das schwarze Netzkabel aus der Steckdose. Die Lichter erloschen.
Im Wohnzimmer ertönte Glebs empörter Ausruf — die Serie stoppte an der spannendsten Stelle und hinterließ auf dem Bildschirm ein hässliches Schild „Keine Verbindung zum Netzwerk“.
Marina kehrte in den Durchgang zwischen Küche und Zimmer zurück.
— Kreative Suche sollte man ohne Internet betreiben, das ich bezahle, — ihre Stimme war ruhig und kalt wie Stahl.
— Und mit leerem Magen. Ab jetzt versorge ich nur noch mich selbst. Was du im Schrank an alten Vorräten findest – Buchweizen, Nudeln, drei Jahre altes Konservenfleisch – das gehört dir.
Gleb löste endlich seinen Rücken von den Sofakissen und sprang auf.
Sein Gesicht zeigte eine Mischung aus Verblüffung und aufkommendem Zorn. Er konnte nicht glauben, dass das real geschah.
Es war ein Aufstand. Ein Aufstand auf einem Schiff, auf dem er lange gewohnt war, sich nicht nur als Passagier, sondern als Admiral zu sehen.
Aber Marina sah ihn bereits mit kalten, eisigen Augen an.
Und in diesen Augen sah er zum ersten Mal seit langer Zeit weder Liebe noch Mitleid noch Erschöpfung.
Nur Leere und eine Entscheidung, hart wie Granit. Der Krieg war erklärt.
Gleb sah sie an, und auf seinem Gesicht spiegelte sich langsam, wie ein Wasserzeichen auf Papier, völlige, absolute Verblüffung. Er öffnete den Mund, schloss ihn, öffnete ihn erneut.
Ursprüngliche Wut, aufgestaut durch den plötzlich erloschenen Bildschirm, prallte auf die eisige Wand ihrer Ruhe und zerfiel in kleine, verwirrte Fragmente.
Es war so anders als ihre üblichen Streitereien — mit Schreien, Anschuldigungen und anschließendem heftigem Versöhnen —, dass sein Gehirn sich weigerte, die Information zu verarbeiten.
— Du… was? — presste er schließlich hervor und machte einen Schritt nach vorne.
— Meinst du das ernst? Marina, bist du noch bei Verstand? Stell alles zurück.
Er erwartete alles Mögliche: Tränen, Ultimaten, Fortsetzung des Geschreis.
Aber sie ging einfach schweigend an ihm vorbei, ging zum Kommoden, wo der tote Router lag, und wickelte das herausgezogene Netzkabel sorgfältig zu einer Schlaufe.
Dann warf sie es beiläufig in ihre Sporttasche und schloss den Reißverschluss. Diese Geste sprach mehr als tausend Worte.
Sie war endgültig und unwiderruflich.
— Was soll das für ein Zirkus sein? — Metall klang in seiner Stimme. Er wechselte von Verwirrung zu empörtem Unmut.
— Du willst stark und unabhängig spielen? Gut, ich habe verstanden, du bist beleidigt. Leg die Lebensmittel zurück und schalte das Internet wieder ein. Hör auf mit dem Drama.
Marina zog ruhig ihre Sneakers an, die sie noch immer nicht ausgezogen hatte.
Sie sah ihn an, und in ihrem Blick war kein Anflug von Hysterie.
Nur eine kalte, distanzierte Bewertung, als sähe sie einen Fremden, der ihr den Weg versperrt.
— Ich spiele nicht, Gleb. So lebe ich. Ab heute. Und du fängst an, mit deinen Mitteln zu leben.
Mit deinen eigenen. Also ohne meine.
Am nächsten Morgen empfing die Wohnung sie mit einer neuen Realität. Die Luft war dick und schwer von unausgesprochenen Worten.
Marina wachte wie gewohnt um sieben auf, duschte und ging in die Küche.
Sie nahm einen Joghurt aus ihrer Tasche, nahm einen Löffel und setzte sich an den Tisch. Stille.
Zum ersten Mal seit einem halben Jahr war ihr Morgen nicht von den Geräuschen von Schießereien, Explosionen und fremden Dialogen aus dem Fernseher vergiftet.
Gegen neun stürmte Gleb in die Küche. Die gestrige Wut auf seinem Gesicht war einer Maske herablassender Ironie gewichen.
Er sah demonstrativ nicht zu ihr, ging zum Kühlschrank und griff nach der Tür. Sah auf die leeren Regale.
Dann richtete er langsam den Blick auf den Joghurtbecher in ihrer Hand.
Er sagte nichts, aber in seinem Blick stand ein ganzes Essay über ihre Härte und Kleinlichkeit.
Er seufzte laut, wie ein tragischer Schauspieler auf der Bühne, und ging zu den Küchenschränken.
Das Stück begann. Er wühlte absichtlich lautstark in der hinteren Ecke, klirrend mit Dosen und Tüten.
Schließlich zog er mit übertriebener Anstrengung ein Paket der billigsten Spiralnudeln und eine staubige Dose Eintopf mit fast verblasstem Etikett ans Licht.
Er stellte sie auf den Tisch, als wären sie die letzten Vorräte in einer belagerten Festung.
„Mach dir keine Sorgen um mich“, sagte er ins Leere, während er Wasser in einen Topf goss und es mit ohrenbetäubendem Krachen auf den Herd fallen ließ.
„Ein wahrer Künstler schöpft Inspiration auch aus Entbehrungen. Das ist sogar nützlich, weißt du. Es klärt den Geist von allem Überflüssigen.“
Marina aß schweigend ihren Joghurt auf. Sie scrollte durch die Nachrichten auf ihrem Handy, verbunden mit dem mobilen Internet.
Ihre Unerschütterlichkeit brachte ihn weit mehr aus der Fassung als jeder Skandal.
Er hatte nicht damit gerechnet.
Er dachte, dass sie bis zum Morgen abkühlen würde, sich schämen würde und alles wieder an seinen Platz stellen würde, vielleicht sogar mit Entschuldigungen.
Der Geruch von billiger Konservenkost und zerfallenden Nudeln begann, die Küche zu füllen.
Gleb aß direkt aus dem Topf, stand am Herd und sah Marina mit einer herausfordernden Selbstmitleidsmiene an.
„Und du isst deinen Joghurt, iss nur. Du hast es verdient“, zog er die schleimige Nudel in den Mund.
„Nicht jeder kann es sich leisten, so zu schwelgen, während sein Mann, der Haushaltsvorstand, von strategischen Vorräten leben muss.“
Marina stand auf, spülte Löffel und Glas aus und warf es in den Mülleimer.
Sie ging ins Schlafzimmer, um sich für die Arbeit umzuziehen.
Er folgte ihr, den Topf und den Geruch von gekochtem Fett mit sich tragend.
„Wohin hast du dich so gestylt? Schon wieder ins Fitnessstudio, Kalorien verbrennen?“ lehnte er sich am Türrahmen an, die Arme verschränkt.
„Sinnloser Trubel. Du versuchst die Zeit zu betrügen, aber sie holt sich doch alles zurück. Ich arbeite an dem, was ewig bleibt. An Gedanken. Dafür braucht man keine Hanteln oder modische Leggings.
Dafür braucht man die Ruhe, die du mir genommen hast, und Nahrung für den Geist. Zum Beispiel in Form von Serien.“
Er machte eine Pause und wartete auf eine Reaktion.
Aber Marina, die ihre Bluse zumachte, warf ihm nur flüchtig einen Blick in den Spiegel zu.
Ihr Gesicht war undurchdringlich. Sie nahm ihre Tasche.
„Einen kreativen Tag, Gleb.“
Sie verließ das Zimmer. Er hörte das Klicken des Türschlosses. Er blieb allein. In der Stille.
Mit einem abkühlenden Topf in der Hand. Seine Vorstellung war gescheitert.
Der Zuschauer war gegangen, ohne den Schauspieler auch nur mit einer faulen Tomate zu bedenken.
In diesem Moment begriff Gleb, dass sie nicht durch psychologischen Druck oder seine Märtyrerrolle zu beeindrucken war.
Also musste der Krieg auf eine neue Ebene gebracht werden.
Zwei Tage vergingen in dichter, zäher Stille.
Es war nicht die beruhigende Stille, die man in Landhäusern sucht, sondern die tödliche, drückende Stille eines Leichensaals, in dem zwei Körper einfach im selben Raum existieren, ohne miteinander zu interagieren.
Gleb ernährte sich demonstrativ von seinen „Belagerungsvorräten“, hinterließ fettige Flecken von Eintopf und Nudelsplittern auf der Arbeitsplatte.
Er spülte sein Geschirr nicht, und der schmutzige Topf, innen mit braunem Belag überzogen, stand auf dem Herd als stummes Denkmal seines verletzten Stolzes.
Er wartete. Wartete darauf, dass Marina den Anblick dieses Schweinestalls nicht aushalten würde, dass ihr angeborenes Bedürfnis nach Sauberkeit und Ordnung die Oberhand gewinnen würde, und dass sie, durch die Zähne fluchend, alles aufräumen würde.
Und das wäre sein kleiner, aber wichtiger Sieg gewesen.
Doch Marina räumte nicht auf.
Nach der Arbeit ging sie angewidert um seine „Installation“ herum, nahm schweigend den Container mit ihrem Abendessen aus ihrer Tasche, erwärmte ihn in der Mikrowelle, aß, spülte Teller und Besteck und ging ins Schlafzimmer.
Die Küche, einst das Herz des Hauses, wurde zu einer neutralen Zone, auf der einen Seite mit Müll übersät und auf der anderen Seite steril sauber.
Das Schlafzimmer wurde zu ihrem Zufluchtsort, ihrer Botschaft auf feindlichem Gebiet.
Gleb erkannte, dass passive Aggression nicht funktionierte. Sein Leiden wurde ignoriert.
Also entschloss er sich zum Angriff überzugehen. Wenn sie das Budget teilen wollte, würde er ihr helfen, auch alles andere zu teilen.
Er begann bewusst, die Grenzen ihrer sauberen Welt zu verwischen.
Socken, die früher zumindest in den Wäschekorb flogen, lagen nun vor der Schlafzimmertür.
Auf dem strahlend weißen Waschbecken im Bad, das sie jeden Morgen schrubbte, erschienen Seifenflecken und abgeschnittene Nägel.
Kleine, ekelhafte Marker seiner Präsenz.
Am Freitagmorgen betrat Marina das Badezimmer und roch den Duft ihres teuren parfümierten Duschgels mit Sandelholz- und Bergamottennoten.
Es war ihr persönliches Ritual, ihr kleines morgendliches Luxusritual.
Die Flasche stand nicht ganz verschlossen, und in der Luft lag ein dichter Duft, vermischt mit dem Geruch von gestrigem Bier, das von Gleb ausging, der gerade seine Zähne putzte.
Er erwischte ihren Blick im Spiegel und grinste.
„Du musstest dich ja irgendwie waschen“, sagte er und spuckte den Schaum aus.
„Normale Seife trocknet die Haut aus. Du willst doch nicht, dass dein Künstler-Mann mit rissigen Händen herumläuft?“
Marina antwortete nichts. Sie wusch sich schweigend, putzte ihre Zähne mit ihrer Bürste und ging hinaus.
Doch als sie an diesem Abend von der Arbeit zurückkam, hatte sie ein kleines Vorhängeschloss mit Schlüsseln in den Händen.
Schweigend ging sie ins Badezimmer und hängte es an die Schrankgriffe unter dem Waschbecken, wo sie ihre gesamte Kosmetik, Gele und Cremes aufbewahrte.
Dann legte sie einen winzigen Schlüssel in die Tasche ihrer Jeans.
Den zweiten ließ sie demonstrativ auf dem Küchentisch, neben seinem schmutzigen Topf.
Das war eine Herausforderung. Kalt, demütigend und absolut klar.
Die echte Schlacht entfaltete sich am nächsten Morgen.
Aufgewacht ging Marina wie gewohnt in die Küche. Doch ihr übliches Morgenritual wurde grob gestört.
Gleb stand bei ihrer geliebten Kaffeemaschine – einem teuren, glänzenden Chromgerät, das sie sich selbst zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
Er war gerade dabei, sich einen Cappuccino zuzubereiten, und der dichte Milchschaum senkte sich zischend in die große Tasse.
Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee, den sie so liebte, erschien ihr nun giftig.
„Oh, schon wach?“ drehte er sich mit Tasse in der Hand um und tat freundlich.
„Willst du Kaffee? Ach nein, die Bohnen sind meine. Ich habe im Schrank noch eine alte Packung gefunden. Also, sorry, alles fair.“
Marina sah nicht ihn, sondern die Kaffeemaschine an.
Wie er die Tasse achtlos auf sie gestellt hatte und einen nassen Fleck hinterließ.
Wie er nicht einmal daran dachte, das Röhrchen des Milchaufschäumers abzuwischen.
Er hatte nicht einfach nur ihr Gerät benutzt. Er hatte es entweiht. Ihre Freude privatisiert.
Schweigend ging sie an ihm vorbei, nahm ihren Joghurt. Aber sie aß ihn nicht.
Sie stellte ihn auf den Tisch, ging zur Kaffeemaschine und zog den Stecker der Gabel heraus.
Dann nahm sie das Gerät mit beiden Händen – es war ziemlich schwer – drehte sich um und ging in Richtung Schlafzimmer.
„Hey! Was machst du da? Stell es zurück!“ rief Gleb ihr nach. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut.
Er rannte ihr nach. „Bist du völlig verrückt geworden?“
Marina ging zu ihrem Schreibtisch im Schlafzimmer, stellte die Kaffeemaschine vorsichtig neben den Laptop, fand eine freie Steckdose und steckte sie ein.
Dann drehte sie sich zu ihm um.
Er stand in der Tür, rot, wütend, mit der Tasse in der Hand.
„Was, und Kaffee jetzt nur mit Sondergenehmigung?“ fauchte er.
„Was kommt als Nächstes, willst du für die Luft im Schlafzimmer auch noch Rechnung stellen?“
— Die Luft ist kostenlos, — antwortete Marina ruhig und sah ihm direkt in die Augen.
— Aber die Kaffeemaschine und die Bohnen, die du gerade im Schrank „gefunden“ hast, habe ich gekauft. Du respektierst meine Sachen nicht, wenn sie gemeinsam genutzt werden. Das bedeutet, dass wir keine gemeinsamen Sachen mehr haben werden.
Sie ging zur Tür des Schlafzimmers und schloss sie direkt vor seiner Nase.
Das Schloss klickte. Sie blieb in ihrer Festung. Mit ihrem Kaffee, ihrem Laptop, ihrer Ordnung.
Und er — draußen, in ihrer gemeinsamen Wohnung, die sich schnell in seinen persönlichen, ungemütlichen Schweinestall verwandelte.
Der Kalte Krieg war vorbei. Die aktiven Kampfhandlungen um Territorium begannen.
Die Woche verwandelte sich in einen zähen, grauen Brei.
Die Wohnung, einst gemütlich und hell, erinnerte an einen verlassenen Bahnhof, an dem zwei Passagiere, die alle Züge verpasst hatten, hoffnungslos auf etwas Unbekanntes warteten.
Gleb’s Territorium — Wohnzimmer und Küche — war mit schmutzigem Geschirr, leeren Bierdosen und Krümeln überwuchert.
Die Luft war durchdrungen von dem sauren Geruch verdorbener Lebensmittel und altem Männer-Schweiß.
Er hörte auf, überhaupt nach Arbeit zu suchen.
Seine „kreative Suche“ bestand jetzt darin, ziellos in der Wohnung herumzuschlendern und Musik über billige Kopfhörer vom Handy zu hören.
Er sah aus wie ein Geist, gefangen zwischen den Welten, und mit jedem Tag erschien in seinen Augen immer mehr verbitterte Leere.
Er verlor. Und er wusste es.
Seine Reizbarkeit stammte von ihrer Methodik. Ihr Schlafzimmer blieb eine Zitadelle der Sauberkeit.
Jeden Morgen duftete es nach Kaffee, der ihn reizte wie der Geruch von Brot aus einer verschlossenen Bäckerei.
Sie kam frisch, organisiert, in sauberer Bürokleidung heraus, ging durch sein Chaos, bemerkte ihn nicht und ging zur Arbeit.
Abends wiederholte sich alles in umgekehrter Reihenfolge.
Ihre Fähigkeit, in einer eigenen, sauberen Welt zu existieren, die er weder kontrollieren noch zerstören konnte, trieb ihn zur Verzweiflung.
Er musste nicht ihre Sachen angreifen, sondern sie selbst.
Eine Bresche in ihrer uneinnehmbaren Festung schlagen. Und er wusste, wo die schwächste Stelle in der Wand war.
Am Samstagnachmittag, als Marina wegen Erledigungen weg war, fand er in der Werkzeugschublade einen dünnen Schraubenzieher.
Das Schloss an der Schlafzimmertür war einfach, zwischen den Räumen.
Einige unbeholfene Bewegungen, und die Falle klickte nach.
Er betrat ihr Heiligtum. Es roch nach ihren Parfums und Frische.
Das Bett war perfekt gemacht, die Kleidung ordentlich auf dem Stuhl gefaltet, ihr Laptop und die Kaffeemaschine standen auf dem Tisch.
Er suchte weder nach Geld noch nach Wertgegenständen.
Er suchte ihre Seele. Und er fand sie auf dem unteren Regal des Bücherregals, in einer großen schwarzen Mappe.
Es waren ihre alten Studentenarbeiten und Skizzen, die sie in den letzten Jahren für sich selbst angefertigt hatte.
Marina hatte einmal davon geträumt, Architektin zu werden, aber das Leben verlief anders.
In der Mappe lagen Dutzende von Bögen Karton: detaillierte Fassadenzeichnungen, futuristische Entwürfe von Privathäusern, Innenraumskizzen.
Das war ihre geheime Welt, ihr unerfüllter Traum, über den sie fast nie sprach, aber den sie sorgfältig bewahrte.
Gleb setzte sich an ihren Tisch, öffnete die Mappe.
Er betrachtete diese komplizierten, sorgfältig ausgearbeiteten Linien, die feinen Schattierungen, die Früchte ihres Talents, das er immer heimlich entwertet hatte.
Er nahm einen dicken schwarzen Marker von ihrem Tisch und begann zu arbeiten.
An der Fassade einer gotischen Kathedrale zeichnete er hässliche Hörner und einen Schwanz.
Zum minimalistischen Pavillon aus Glas und Beton fügte er eine riesige Bierflasche hinzu.
Auf der Zeichnung eines gemütlichen Landhauses schrieb er groß quer über das Blatt: „Haus für einen Schmarotzer“.
Jede ihrer Ideen, jede Skizze entweihte er mit dummen, obszönen Zeichnungen und Inschriften.
Er beschädigte nicht nur das Papier.
Er verspottete ihren Traum, trat auf das Kostbarste, verwandelte ihr Talent in eine hässliche Karikatur.
Als er fertig war, versteckte er die Mappe nicht.
Er brachte sie ins Wohnzimmer und legte sie demonstrativ auf den Couchtisch, direkt über leeren Chipstüten.
Als Marina zurückkehrte, sah sie die Mappe sofort.
Sie erstarrte in der Tür, ihr Blick blieb an der vertrauten schwarzen Farbe inmitten des gewohnten Chaos hängen.
Langsam ging sie hin, öffnete sie. Ihr Gesicht veränderte sich nicht. Kein Schrei, keine Wut.
Sie blätterte einfach Seite für Seite und sah zu, wie ihre Welt, ihr geheimer Garten, zertreten und mit Müll bedeckt war.
Auf der letzten, detailliertesten Skizze, auf der das Haus ihres Traums abgebildet war, zeichnete Gleb sich selbst auf dem Sofa liegend mit der Fernbedienung, und über dem Dach schrieb er krakelig: „Meine kreative Suche ist abgeschlossen!“
Marina schloss die Mappe schweigend. Sie sah nicht zu Gleb, der auf dem Sofa saß und sie mit einem triumphierenden Grinsen beobachtete.
Sie zog das Handy aus ihrer Tasche.
Eine Sekunde lang sah sie auf den dunklen Bildschirm, dann bewegten sich ihre Finger.
Sie rief nicht an. Sie öffnete die Kamera. Klick. Foto vom Sofa, auf dem er saß.
Klick. Fernseher, den er sah. Klick. Esstisch, voll mit seinem Müll. Klick. Ihr gemeinsames Bett im Schlafzimmer.
— Was machst du? Beweisfotos für dein Gericht? — fragte er spöttisch.
Marina antwortete nicht. Sie setzte sich in den Sessel, öffnete die App einer lokalen Kleinanzeigen-Website.
Ihre Finger huschten schnell über den Bildschirm.
— Ich liquidiere die Vermögenswerte, — sagte sie schließlich mit ruhiger, lebloser Stimme, ohne den Blick vom Handy zu heben.
— Sofa. Echtes Leder. Guter Zustand. Fünftausend. Selbstabholung heute. Fernseher, 55 Zoll. Dreitausend. Abholung sofort. Bett mit orthopädischer Matratze. Siebentausend. Sie können es in einer Stunde abholen.
Gleb hörte auf zu grinsen. Er setzte sich langsam gerade hin, verstand nicht.
— Du… was? Du verkaufst unsere Möbel?
— Ich verkaufe meine Möbel, — korrigierte sie und veröffentlichte eine weitere Anzeige.
— All das wurde mit meinem Geld gekauft. Und jetzt brauche ich es mehr. Ich ziehe aus. Und ich will nichts Überflüssiges mitnehmen. Vor allem nicht das, worauf Spuren deiner Existenz geblieben sind.
Sein Gesicht zog sich zusammen. Panik begann, ihn von innen zu überfluten.
— Aber… wohin soll ich? Du kannst nicht! Das ist auch mein Zuhause!
— Du kannst bleiben, — zuckte sie mit den Schultern und hob die Augen zu ihm. Darin lag eine arktische Wüste.
— In der leeren Wohnung. Ohne Sofa, ohne Bett, ohne Tisch. Du wolltest von den Früchten deiner Kreativität leben? Dann lebe davon. Schaffe auf nacktem Boden. Die ersten Käufer kommen in vierzig Minuten. Für das Sofa. Also rate ich dir aufzustehen.
Sie stand auf, ging ruhig ins Schlafzimmer und verließ es mit einer Reisetasche und einer Laptop-Hülle.
Die Kaffeemaschine nahm sie nicht mit. Sie ließ sie auf dem Tisch stehen wie einen Grabstein auf dem Friedhof ihres gemeinsamen Lebens.
Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. Marina öffnete. Vor der Tür standen zwei Männer.
— Hallo, wir sind wegen der Anzeige, für das Sofa.
— Kommen Sie rein, — sagte sie und trat zur Seite.
Sie ging auf die Treppenplattform hinaus, ohne sich umzusehen.
Sie hörte, wie fremde Menschen hinter ihr in ihr ehemaliges Zuhause traten, wie sie die Möbel bewegten, wie Gleb etwas verwirrt murmelte.
Sie drückte den Aufzugknopf und ließ ihn allein mitten in den Ruinen zurück, die er in den letzten sechs Monaten so sorgfältig und kreativ aufgebaut hatte…







