„Wie viele Kinder möchtest du haben?“, fragte Oleg mit diesem besonderen Lächeln, das Kristina innerlich erwärmte.
Sie bemerkte, wie das Lampenlicht in seinen Augen spielte und sie in warmes Bernstein färbte.
Kristina hob den Blick von der Teetasse und tat so, als würde sie ernsthaft nachdenken.
Ihre Augen funkelten verspielt.
„Viele“, antwortete sie, während sie ihre Handflächen an die warme Keramik drückte.
„So um die zehn. Und alle dicht hintereinander – Nesthäkchen.“
Oleg lachte – leicht und ein wenig heiser.
Er rückte auf dem Sofa näher und zeigte seine Überraschung nicht.
„Meinst du das ernst? Zehn?“
„Natürlich! Stell dir vor: Morgen, die ganze Küche voller Kinder.
Der eine mit einem Löffel Brei, der andere zieht mich an den Haaren, jemand hat schon den Hund ausgeführt, und wieder einer versteckt sich im Abstellraum.
Und wir stehen mitten in diesem Chaos und überlegen, wen wir zuerst waschen und wen in die Ecke schicken.“
Oleg schmunzelte, umarmte sie an den Schultern und zog sie zu sich heran.
„Ich kann es mir vorstellen. Aber bedenke: Ich bin halb mein Leben lang am Steuer, und du bist alleine mit den Kindern?“
„Aber wenn du vom Einsatz zurückkommst, zieht jedes Kind dich an sich: Der eine zeigt, wie er lesen gelernt hat, der andere, wie er vom Baum gefallen ist.
Und du liest ihnen Bücher vor, während ich das Abendessen richte.
Ich will ein Haus voller Stimmen, Oleg.
Ich will, dass es nach Kuchen und Kindershampoo riecht.
Ich will, dass unser Leben klingt wie ein Lied.“
Er schaute lange zu ihr, dann sagte er leise:
„Ich will das auch. Sehr.“
Damals, in der kleinen Mietwohnung mit abgeblätterten Wänden, waren sie sich sicher: Wenn man nur will, wird der Traum wahr.
Sie lachten, suchten Namen für die zukünftigen Kinder aus, stritten darüber, wie das dritte heißen soll, wenn es ein Mädchen wird, und wer der Älteste sein wird – Junge oder Mädchen.
Sie küssten sich, umarmten sich, und in ihrer Welt gab es keinen Grund, warum alles anders laufen sollte.
Doch fünf Jahre später stand Kristina vor einem großen Haus aus rotem Backstein in einer gehobenen Wohnsiedlung.
Das Haus war schön, mit Glasfenstern, hohen Stufen und schmiedeeisernen Geländern.
Hinter ihr schlug die Autotür zu – aber sie drehte sich nicht um.
„Da ist es“, dachte sie. „Das Haus, von dem wir geträumt haben.
Aber es ist zu still.“
Oleg, der in all den Jahren vom Fernfahrer zum Besitzer einer eigenen Spedition geworden war, kam heran und umarmte sie von hinten.
„Wie gefällt es dir?“
Kristina lächelte schwach, ohne sich umzudrehen.
„Einfach… riesig. Als könnte es alle Chinesen aufnehmen.“
„Du übertreibst“, schmunzelte er. „Aber zugegeben, es ist geräumig.“
Er küsste sie und ging ins Haus, klopfte fröhlich auf den kalten Schmiedeeisentürgriff.
Doch Kristina blieb stehen.
Der Wind spielte mit dem Saum ihres Mantels.
Die Sonne ging unter, Schatten zogen sich lang wie Streifen, so wie die Stille in ihrer Brust.
Sie erinnerte sich an den Abend – Sofa, Tee, Gespräch über Kinder.
Ihrem Inneren zog es schmerzhaft zusammen.
Damals hatten sie von Herzen gesprochen.
Sie wollten dasselbe.
Aber die Jahre waren vergangen, und von all den Träumen war nur die Hälfte wahr geworden.
Ein Haus gab es.
Doch keine Kinder.
Sie besichtigten die Zimmer.
Großer Flur, hohe Decken, weiße Wände und eine Holztreppe, die nach frischem Lack roch.
Alles neu.
Sauber.
Ohne Lebensspuren.
Die Schritte hallten wie ein Echo, als folgte jemand Unsichtbares ihnen.
Kristina ging langsam von Zimmer zu Zimmer.
Wohnzimmer mit Kamin.
Küche mit Kochinsel.
Panoramafenster im Wohnzimmer mit Blick auf den Wald.
Oben – fünf Schlafzimmer, jedes mit eigener Einrichtung: Blau, Grün, Rosa.
Ihr Schlafzimmer – in Pastelltönen mit makellos weißer Bettwäsche.
Sie schaute in eines der Zimmer.
Leer.
Nur Kartons auf dem Boden.
Im anderen stand ein zusammengebautes Kinderbett, mit Folie bedeckt.
Ein Geschenk der Schwester – Erinnerung an das, was nie geschah.
„Wem gehören diese Zimmer?“, dachte sie.
„Die Eltern sind weit weg. Freunde… Wer ist noch hier? Und die Kinder…“
Sie setzte sich ans Bettrand und strich mit der Hand über die grobe Decke.
„Sie müssten doch hier sein.
Ich habe alles richtig gemacht. Alles…“
Er erinnerte sich an die Jahre voller Arztbesuche, Spritzen, Operationen, teure Kliniken im Ausland.
Der Geruch von Sterilität, die Hoffnung, die in jeder Diagnose mitschwang.
Alles — umsonst.
Oleg hat sich nie beklagt.
Er sagte immer, dass alles noch vor ihnen liege.
Dass sie beide — schon eine Familie seien.
Aber sie bemerkte, wie er andere Kinder anschaute.
Wie sein Blick an schwangeren Frauen hängen blieb.
Er entfernte sich nicht.
Aber in ihr wuchs das Gefühl, als wäre sie unvollständig.
Als würde sie einer unsichtbaren Messlatte nicht genügen.
Und das Haus… Es verstärkte nur diese Leere.
Oleg saß auf der Veranda, als Polina zu ihm kam.
„Hallo… Darf ich? Ich bin nur vorbeigegangen.“
Er nickte — höflich, aber zurückhaltend.
„Schönes Haus. Wie aus einer Zeitschrift. Ihr habt es gut gemacht.“
Sie setzte sich neben ihn, strich mit den Fingern über das Holzgeländer.
„Weißt du… Ich frage mich die ganze Zeit: Wozu braucht Oleg diese Frau? Sie gibt dir doch nicht, was du willst. Kinder. Aber ich kann es.“
Er schaute sie schweigend an.
„Ich kann dir Kinder schenken,“ flüsterte sie fast. „Vergiss Kristina. Sei mit mir. Ich liebe dich auch. Ich bin immer da. Ich weiß, du willst eine richtige Familie.“
Der Wind bewegte die Blätter.
Kein Laut.
Kristina stand hinter der Tür, hörte jedes Wort.
Ihre Lippen waren taub, das Herz zog sich zusammen, als würde es jemand langsam auswringen.
„Warum… Warum gerade jetzt…“
Sie machte einen Schritt zurück, blieb aber stehen.
Oleg stand auf.
„Polina,“ sagte er fest und ruhig, „du hast eine Grenze überschritten.“
„Ich sage nur, was ich fühle.“
„Ich aber nicht. Du bist nur eine Bekannte meiner Frau. Mehr nicht. Komm nie wieder her. Nie.“
„Aber du…“
„Geh.“
Er ging ins Haus.
Kristina, die sich nicht verraten hatte, lehnte sich an die Wand, ließ nur eine Träne zu.
Der Rest würde in ihr verbrennen.
„Warum tut es so weh?.. Sind Geld wirklich das Einzige, was Menschen antreibt? Warum können selbst die, die nah sind, so sein…“
Das Handy vibrierte in der Tasche.
Noch eine Analyse.
Noch ein Anruf aus der Klinik.
Noch eine Stimme, die sagt: „Die Lage ist kompliziert.“
Diese Worte taten schon lange nicht mehr weh — sie machten nur müde.
Die Hoffnung war längst vertrocknet wie eine Blume in der Sonne.
Sie saß auf der Fensterbank im Schlafzimmer, schaute in den Garten, wo jemand die Büsche schnitt.
Oleg kam herein, setzte sich neben sie, legte seine Hand auf ihr Knie.
„Ich kann nicht mehr, Oleg…“ flüsterte sie. „Ich kann mich nicht mehr behandeln lassen, nicht mehr warten. Ich bin es leid, mich unvollständig zu fühlen.“
Er antwortete nicht.
Er umarmte sie nur.
Fest.
„Ich habe Angst,“ fügte sie hinzu. „Ich habe Angst, dass du eines Tages gehst. Jemanden findest, die kann…“
„Werde ich nicht finden,“ sagte er, während er ihr über das Haar strich. „Weil ich schon alles habe. Du — und alles. Den Rest werden wir uns ausdenken.“
Einige Tage nach dem Umzug klingelte es an der Tür.
Vor der Tür stand ein Paar.
Eine Frau mit einem Tablett unter einem bestickten Tuch, mit einer ordentlichen Frisur und Augen wie eine Porzellanpuppe.
Dahinter — ein Mann mittleren Alters in einem karierten Sakko und mit einem Hut in der Hand.
„Guten Tag! Wir sind Ihre Nachbarn — Katja und Sergej Pawlow. Wir wohnen im blauen Haus mit den Bögen.“
Kristina nahm das Tablett, bedankte sich.
In ihr kam ein seltsames Gefühl auf — als ob etwas klickte, um sie zu warnen.
„Kommen Sie auf einen Tee rein,“ lud sie ein.
In der Küche, während der Wasserkocher kochte, suchte Katja hastig einen Platz für das Honigglas.
„Entschuldigen Sie, wir haben noch nicht alles ausgepackt,“ bemerkte Kristina.
„Oh, macht nichts. Ich laufe schnell und hole meinen Tee — ohne den geht es nicht.“
Und sie verschwand.
Kristina blieb mit Sergej allein.
Er stand am Fenster, die Hände auf dem Rücken, und schwieg.
Plötzlich sagte er…
„Sie haben ein wunderschönes Haus,“ sagte Katja und schaute sich das Wohnzimmer an. „Die Kinder werden sich hier glücklich fühlen.“
Kristina zog sich innerlich zusammen.
Wusste er es nicht? Oder ahnte er es doch?
Als Katja zurückkam, dachte Kristina: Irgendetwas stimmt mit diesem Paar nicht.
Sergej wirkte viel zu alt für sie — mindestens fünfundzwanzig Jahre Unterschied.
Und als sie ihn ihren Mann nannte, zitterte ihre Stimme leicht.
Kurz, fast unsichtbar.
Ihre Worte klangen zu einstudiert, zu korrekt.
Als folgten sie einem vorher geschriebenen Skript.
„Sind sie wirklich Mann und Frau?“ dachte Kristina, während sie sie am Tisch beobachtete.
Draußen senkte sich die Dämmerung, und im Haus lag eine stille Spannung — wie vor dem Aufziehen des Vorhangs im Theater.
— Wir sind seit vier Jahren zusammen, — sagte Katja und schlug vorsichtig die Beine unter sich.
— Mann und Frau.
Zwar ist der Altersunterschied groß — fast siebenundzwanzig Jahre.
Aber wenn das Herz wählt, schaut es nicht in den Pass.
Kristina saß mit einer Tasse in der Hand, obwohl sie keinen einzigen Schluck genommen hatte.
Ihr Blick verweilte auf Katjas makellosem Make-up, auf der Art, wie sie ihre Hände hielt — ruhig, fast theatralisch.
Ihre Stimme war gleichmäßig, beinahe leidenschaftslos.
Als hätte sie diese Rolle schon oft wiederholt.
— Verstehe… — antwortete Kristina sanft.
— Das erfordert wahrscheinlich viel Kraft.
Katja lächelte.
— Wir sprechen selten darüber.
Die Leute verstehen das nicht immer.
„Das ist seltsam“, dachte Kristina, während sie die beiden als Paar betrachtete.
„Aber wer bin ich, um zu urteilen?
Vielleicht ist es wirklich Liebe?“
Doch innerlich wurde sie von widersprüchlichen Gefühlen gequält — eine Mischung aus Unruhe und Neugier.
Als die Nachbarn gegangen waren, lehnte sich Kristina mit der Hand am Schloss gegen die Tür.
Hinter ihr tauchte Oleg auf.
— Und, wie findest du sie? — fragte er.
— Irgendwie seltsam, — sagte sie leise.
— Fand ich auch, — nickte Oleg.
— Eher wie Vater und Tochter.
Kristina wollte lachen, aber etwas hielt sie zurück.
— Ihr Gesicht… als wäre es gemalt, — murmelte sie.
— Und die Stimme… als hätte sie sie geübt.
— Und hast du nicht auch geübt, als du zur ersten Ausstellung gegangen bist? — neckte er.
— Deine Serie von Aktporträts hat damals alle aufgewühlt.
Kristina schnaubte, aber sie lächelte.
Sie erinnerte sich daran, wie nervös sie gewesen war, als sie ihre Werke öffentlich zeigte.
Doch tief in ihr blieb eine Unruhe.
Spät in der Nacht, als sie Lebensmittel auspackte, erstarrte Kristina plötzlich.
— Pssst, — flüsterte sie.
Von der Wand her, als käme es aus den Tiefen des Hauses, ertönte Kinderlachen — hell, fröhlich, als spielten Kinder Verstecken oder kitzelten sich.
Sie erstarrte mit einer Konservendose in der Hand.
Oleg stellte weiter die Vorräte um, ohne etwas zu hören.
Das Lachen verstummte.
„Was war das?“ — dachte sie.
„Halluzinationen?..“
Sie sagte kein Wort.
Sie traute sich nicht.
Sie wollte nicht, dass Oleg dachte, sie verliere den Bezug zur Realität.
Vor allem jetzt nicht.
Am nächsten Tag, als Oleg in die Stadt fuhr, blieb Kristina allein zurück.
Das Haus wirkte besonders still, als würde es lauschen.
Sie ging durch die Zimmer, zog die Vorhänge zu, kochte Tee.
Aber selbst der Alltag half nicht — im Haus war etwas Fremdes zu spüren.
Im Wohnzimmer, kaum dass sie sich auf das Sofa gesetzt hatte, ertönte wieder ein Geräusch.
Diesmal deutlicher.
Lachen.
Und eine Stimme — dünn, jungenhaft:
— Maaaama!
Kristina sprang auf, presste die Hände an die Brust, als könne sie so das heftig klopfende Herz beruhigen.
„Der Keller“, — wurde ihr klar.
„Von dort kommt es.“
Aber sie hatten keinen Schlüssel für den Keller.
Die Tür war massiv, aus Holz, mit einem eisernen Griff und einem alten Riegel, wie aus einem Horrorfilm.
Weder sie noch Oleg hatten bisher hineingeschaut.
Am Abend besuchten sie die Nachbarn — diese hatten „zum Tee“ eingeladen.
Kristina hatte lange abgelehnt, doch Oleg bestand darauf:
„Nur ein Kennenlernen.
Was soll schon passieren?“
Katja wartete bereits am Gartentor — im weißen Pullover, mit einer Decke über der Schulter.
Sergej saß im Wohnzimmer mit einem Glas Wein.
Auf dem Tisch lagen Käse, Früchte, Nüsse.
Es machte den Eindruck eines gemütlichen Abends.
Zu gemütlich.
Die Frauen machten es sich auf der Veranda bequem, die Männer in einem anderen Raum.
Oleg zeigte etwas auf seinem Handy, Sergej hörte aufmerksam zu.
— Habt ihr Kinder? — fragte Kristina unerwartet.
Katja zögerte ein wenig.
— Nein… noch nicht.