— In meiner eigenen Wohnung werde ich selbst bestimmen, und wenn dir etwas nicht passt, kannst du deine Sachen packen und abhauen, wohin es deiner Seele beliebt.

INTERESSANT

— Alinka, beweg dich wie ein Wildschwein, mach uns ein paar Sandwiches, sonst trinkt sich das Bier überhaupt nicht!

Serogas Stimme, fett und selbstgefällig, schlug ihr auf die Ohren, kaum dass sie die Schwelle ihrer eigenen Wohnung überschritten hatte.

Er drehte sich nicht um, seine Aufmerksamkeit war auf die flimmernden Figuren auf dem Fernsehbildschirm gerichtet, auf dem irgendein endlos dummer Actionfilm lief.

Der Geruch war so, als hätte die Kanalisation einer Bierkneipe in der Diele gebrochen — eine ätzende Mischung aus Mundgeruch, billigem Tabak und verschwitzten Männerkörpern.

Unter ihren Füßen knirschte verstreutes Chips-Salz, und Alina verzog das Gesicht, als sie spürte, wie die kleinen Kristalle in die Sohlen ihrer Schuhe drangen.

Drei Paar schmutzige, abgetretene Turnschuhe lagen achtlos auf dem hellen Teppich und hinterließen nasse, hässliche Abdrücke des herbstlichen Schlamms.

Das war das Erste, was sie sah, als sie zum dritten Mal in dieser Woche nach Hause kam. Ein Bild, das ekelerregend vertraut geworden war.

Alina schloss langsam die Tür hinter sich.

Das Schloss klickte ohrenbetäubend laut in ihrem Kopf, doch niemand von der Dreiergruppe, die das Wohnzimmer besetzt hatte, bemerkte es.

Sie zog ihren Mantel aus, hängte ihn in den Schrank und richtete automatisch ihren Schal.

All dies tat sie mit einer distanzierten, eingefrorenen Langsamkeit, als beobachte sie sich selbst von außen, wie eine Heldin eines schlechten Films, die gleich ihre Zeile sagen müsste, sich aber nicht daran erinnern kann.

Ihr Mann, Vadim, lag auf dem Sofa, die Beine in den Straßend jeans auf die Armlehne gelegt.

Er schmunzelte zustimmend über Serogas Bemerkung und trank Bier direkt aus der anderthalb Liter Plastikflasche.

Der dritte Gast, Koljan, setzte sich schamlos in ihren Lieblingssessel.

Genau den, den sie ein halbes Jahr ausgesucht hatte, weich, samtfarben, staubrosafarben.

Jetzt prangte auf der Armlehne ein dunkler, feuchter Fleck von verschüttetem Bier, und Koljan legte, ohne die Schuhe auszuziehen, die Füße auf den Glastisch und hinterließ schmutzige Abdrücke von den Sohlen.

Sie ging ins Zimmer. Niemand sagte „Hallo“ zu ihr.

Niemand fragte, wie ihr Tag nach der zwölfstündigen Schicht gewesen war.

Ihr Erscheinen wurde als selbstverständlich betrachtet, wie das Erscheinen eines Möbelstücks oder eines Haushaltsgeräts, das jetzt auf Sprachbefehl seine Funktion erfüllt.

— Hast du gehört, Alin? — zog Vadim langsam die Worte, ohne den Kopf zu drehen.

— Seroga will essen. Überleg dir schnell was. Die Wurst war wohl im Kühlschrank.

In Alina zerbrach oder explodierte nichts. Es starb einfach. Endgültig und unumkehrbar.

Das warme Gefühl, das noch für diesen Menschen existierte, das sie abends dazu brachte, hinter ihm und seinen Freunden die Flaschen wegzuräumen, das Geschirr zu spülen und zu lüften, verwandelte sich in einen kalten, glatten Stein.

Sie sah sie an — ihren Mann, seine Kumpels, das von ihnen verschmutzte Zentrum ihrer kleinen Welt — und fühlte nichts außer eisiger, distanzierter Abscheu.

Sie war hier eine Fremde. Dienstpersonal in ihrer eigenen Wohnung.

Schweigend, ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und ging in die Küche.

Die Männer im Wohnzimmer, überzeugt, dass der Befehl ausgeführt werden sollte, starrten wieder auf den Fernseher und begleiteten das Geschehen auf dem Bildschirm mit lautem Gelächter und vulgären Kommentaren.

Alina öffnete den Schrank unter der Spüle und nahm den größten und stabilsten Müllsack heraus.

Schwarz, einhundertzwanzig Liter.

Sie breitete ihn entschlossen aus, und das Polyethylen raschelte in der Stille der Küche wie trockene Blätter auf einem Grab.

Mit diesem Sack in den Händen kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.

Alle drei rissen sich für einen Moment vom Bildschirm los und schauten sie verblüfft an.

— Ist das für die Sandwiches oder was? — schmunzelte Koljan, doch sein Scherz hing in der Luft.

Alina ignorierte ihn. Sie ging zum Couchtisch.

Mit einer ruhigen, präzisen Bewegung fegte sie leere und halbleere Flaschen, Chipstüten und Crackerverpackungen, zerknüllte Servietten auf den Boden.

Das Glas klirrte dumpf auf dem Laminat. Dann hob sie Vadims Gamepad vom Sofa auf, das er immer irgendwo hinwarf, und legte es in den Sack.

Danach landete auch seine verschmutzte Autozeitschrift und der Pullover, achtlos über die Rückenlehne des Sessels geworfen, darin.

Das Gelächter im Raum verstummte. In der Luft hing dichte, zähe Verwirrung.

— Hey, was machst du da? — brachte Vadim schließlich hervor und ließ die Füße von der Armlehne sinken. In seiner Stimme mischten sich Überraschung und schlecht versteckte Gereiztheit.

Alina hob die Augen zu ihm.

Ihr Blick war völlig ruhig, kalt und hart, wie der Blick eines Chirurgen über dem Operationstisch.

— Ich räume auf, — antwortete sie mit gleichmäßigem Ton und bückte sich, um seine stinkenden Socken vom Boden aufzuheben, die er ausgezogen und neben das Sofa geworfen hatte. Sie flogen ebenfalls in den schwarzen Sack.

Für einen Moment stand alles im Raum still: das Geräusch der Schüsse aus dem Fernseher, das Blubbern des Bieres in der Flasche, die Seroga noch nicht zum Mund geführt hatte.

Die drei Männer starrten auf Alina und dann auf den schwarzen Sack in ihren Händen, als hätte sie eine lebende Schlange ins Haus gebracht.

Als Erstes kam Vadim wieder zu sich.

Auf seinem Gesicht zeigte sich langsam, wie sich ein altes Foto entwickelt, ein Ausdruck herablassender Gereiztheit.

Er versuchte, alles als Scherz zu verkleiden und die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen.

— Bist du völlig verrückt geworden? Was soll das für ein Theater? Hast du PMS oder was? — er lächelte und sah zu seinen Freunden, um Unterstützung zu suchen.

— Jungs, seht ihr das? Weibliche Ausbrüche in Reinform. Sie hat den Sack geholt. Jetzt wird sie uns noch zwingen, den Müll rauszubringen.

Koljan kicherte nervös, und Seroga lachte laut — tief, kehlig, wie es ihm anscheinend männlich erschien.

Er klatschte sich auf die Knie und hätte fast die Flasche umgestoßen.

— Na, Alinka, das nenn ich Einsatz! Schauspielerin! Wir dachten schon, du deckst uns in der Küche den Tisch, und du kommst mit dem Müllsack. Vadik, halt deine Frau im Zaum, sonst ist sie völlig ausgerastet.

Ihr Lachen berührte Alina nicht.

Es war für sie nur Hintergrundlärm, wie das Brummen des Kühlschranks oder tropfendes Wasser aus dem Hahn.

Sie antwortete nicht, schenkte ihnen nicht einmal einen Blick.

Stattdessen drehte sie sich schweigend um und ging in Richtung Schlafzimmer.

Ihre Ruhe war viel furchteinflößender als jeder Schrei. Sie war unnatürlich, wie die Ruhe vor einem Sturm.

Dieses schweigende Manöver brachte Vadim aus dem Gleichgewicht. Er sprang vom Sofa auf, sein Gesicht war nicht mehr spöttisch.

— Hey, mit wem rede ich hier?! Wohin gehst du? — holte er sie im Flur ein und packte grob ihren Ellbogen, um sie zu sich zu drehen.

— Ich habe dir eine Frage gestellt. Was für ein Zirkus war das vor meinen Freunden?

Alina senkte langsam die Augen auf seine Finger, die ihre Hand umklammerten.

Sie sah sie mit solcher eisiger Abscheu an, als wäre es nicht die Hand ihres Mannes, sondern ein schleimiges Ungeziefer.

Er lockerte unwillkürlich seinen Griff.

— Ich räume den Müll weg, — sagte sie ebenso ruhig und leise wie beim ersten Mal. Sie sprach nicht zu ihm, sondern irgendwo hindurch.

— Nur habe ich nicht in der Küche angefangen, sondern im Wohnzimmer.

— Welcher Müll noch?! — er hob die Stimme und verlor endgültig die Selbstkontrolle.

— Das sind meine Sachen! Mein Gamepad! Bist du verrückt geworden?

— Deine Sachen? — sie sah ihm zum ersten Mal direkt in die Augen, und in ihrem Blick war weder Angst noch Zorn. Nur kalter, alles zerstörender Stahl.

— Und wessen Wohnung ist das, Vadim? Welcher Sessel verschmutzt Koljan gerade mit seinem Bier? Auf welchen Tisch hat er seine schmutzigen Schuhe gestellt? In wessen Küche befiehlt mir dein Freund Seroga, der Hausherrin, ihm Sandwiches zu machen? Alles das gehört mir. Und du und deine Sachen hier — nur Müll, den ich nicht länger zu tolerieren gedenke.

Seroga und Koljan im Wohnzimmer verstummten und sahen sich verlegen an.

Die fröhliche Bierparty verwandelte sich plötzlich in ein unangenehmes Schauspiel, in dem sie die Rolle der Statisten hatten.

— Ach komm schon, Alin, warum regst du dich so auf? — versuchte Seroga versöhnlich aus dem Zimmer.

— Na gut, ich hab mich zu sehr aufgeregt, Entschuldigung. Wir sind doch locker drauf. Wir sind Freunde.

— Genau. Wir sind keine Fremden, — fügte Vadim hinzu, klammerte sich an diese Bemerkung wie an einen Rettungsring. Er versuchte wieder, einen belehrenden, herablassenden Ton anzuschlagen.

— Das ist auch mein Zuhause. Und meine Freunde werden hierher kommen, wann immer ich will. Wir sind eine Familie, und du musst meine Gäste respektieren.

Alina stieß ein kurzes, trockenes Lachen ohne jede Spur von Freude aus.

— Familie? Haus? Vadim, du weißt nicht einmal, was diese Worte bedeuten. Du hast dich hier eingenistet. Du lebst auf meinem Territorium, isst mein Essen, schläfst in meinem Bett und benimmst dich dabei so, als hätte ich dir irgendetwas zu verdanken. Du hast mein Haus in eine billige Kneipe verwandelt, in einen Durchgangshof für deine Freunde, die nicht die geringste Ahnung von Anstand haben.

Sie riss ihre Hand zurück und warf einen schwarzen Beutel einen Schritt von sich entfernt zu seinen Füßen.

Er schlug dumpf auf den Boden auf, und im Inneren klirrte ein Gamepad.

— In meiner Wohnung werde ich selbst das Sagen haben, und wenn dir etwas nicht gefällt, kannst du deine Sachen packen und verschwinden, wohin immer deine Seele will!

Der Satz, den Alina geworfen hatte, hing wie ein Richtbeil im Flur.

Der schwarze Beutel zu Vadims Füßen wirkte unheilvoll, wie ein Punkt am Ende eines Satzes, den man nicht mehr löschen kann.

Vadims Gesicht durchlief mehrere Phasen: von purpurner Wut bis zu verwirrtem Unverständnis.

Er erwartete Tränen, Schreie, zerbrochenes Geschirr – das übliche weibliche Drama, das er mit ein paar herablassenden Sätzen zu unterdrücken wusste.

Aber dieses eisige, ruhige Ultimatum riss ihm den Boden unter den Füßen weg.

Er stieß ein nervöses, bellendes Lachen aus, um sein Bild als Herrscher der Situation wiederherzustellen.

— Hört ihr sie, Jungs! — sagte er theatralisch, während er die Hände hob und sich an seine verblüfften Freunde wandte.

— Die Königin im Schloss! Sie wird das Sagen haben! Alina, hast du auf den Kalender geschaut? Das hier ist kein Palast, sondern eine beschissene Zweizimmerwohnung in einem Wohnviertel. Du sagst „in meiner Wohnung“, als wäre es ein Penthouse mit Blick auf den Kreml. Wach auf!

Kolyan, der immer noch im Sessel saß, nickte zustimmend, um seinen Freund zu unterstützen und die Stimmung aufzulockern.

— Ach komm schon, Vadik, reg dich nicht auf. Alin, was ist los mit dir? Wir sind doch unsere Leute. Wir sitzen eine Stunde hier und verschwinden dann. Was, es ist dir etwa leid? Auch Männer müssen sich entspannen.

— Leid? — Alina drehte langsam den Kopf in seine Richtung. Ihr Blick war so, dass Kolyan unwillkürlich den Kopf in die Schultern zog und die Füße vom Tisch nahm.

— Mir ist nicht leid. Mir ist es widerlich. Mir ist es widerlich, in einen Schweinestall zurückzukehren. Mir ist es widerlich, fremde, schmutzige Schuhe auf meinem Teppich zu sehen. Und mir ist es widerlich, dass ihr das für normal haltet.

Diese Antwort war an Kolyan gerichtet, traf aber Vadim.

Er begriff, dass er vor den Augen seiner Freunde Autorität verlor.

Er griff an, entschlossen, den empfindlichsten Punkt zu treffen und nicht nur die Wohnung, sondern auch sie selbst zu entwerten.

— Widerlich für sie! — spottete er.

— Wer braucht dich schon mit deinem Ekel? Du solltest hier alleine sitzen, mit deinen Büchern und Serien, und zu Staub werden. Ich habe Leben in diese Höhle gebracht! Ich! Mit Freunden, mit Spaß! Und du? Arbeit-Zuhause, Zuhause-Arbeit.

Langweilig, wie eine Bedienungsanleitung für einen Staubsauger.

Du solltest froh sein, dass dich überhaupt jemand erträgt.

Serjoga, der spürte, dass Vadim wieder im Vorteil war, unterstützte den Angriff:

— Genau! Vadim hat recht. Wir sorgen wenigstens für etwas Bewegung. Sonst hättest du hier keine Wohnung, sondern ein Grab.

Vadim grinste hämisch, als er sah, dass die zahlenmäßige Überlegenheit auf seiner Seite war.

Er machte einen Schritt auf Alina zu und beugte sich über sie.

— Also beruhige dich, nimm deinen Beutel und geh in die Küche. Und mach, was dir gesagt wurde. Sandwiches. Sonst fange ich selbst hier an zu bestimmen, und dir wird das nicht gefallen.

Er erwartete, dass sie Angst bekam, zurückwich, zusammenbrach.

Aber Alina blinzelte nicht einmal. Sie sah von unten nach oben auf ihn, und in ihren Augen schimmerte reiner, ungetrübter Verachtung.

— Leben hast du gebracht? Vadim, lass mich dich daran erinnern, welches „Leben“ du gebracht hast, — ihre Stimme blieb ruhig, aber es trat eine neue, schneidende Note darin auf.

— Du hast deine Sportwetten-Schulden hierher gebracht, von denen ich erfuhr, als uns irgendwelche Typen anfingen anzurufen. Du hast die Gewohnheit mitgebracht, zu lügen, dass du nach einem „seriösen Projekt“ suchst, während du in Wirklichkeit zwölf Stunden am Tag deine kleinen Spiele zockst.

Du hast deinen alten Herrn hierher gebracht, der nach einer Wochenrauschphase auf meinem Sofa rumlungerte, weil deine Mutter ihn rausgeschmissen hat. Das ist dein „Leben“.

Jedes ihrer Worte war wie ein präziser, gezielter Schlag unter die Gürtellinie.

Das Grinsen verschwand von Vadims Gesicht. Serjoga und Kolyan erstarrten, ihre fröhliche Stimmung verflog spurlos.

— Du… Was redest du da? — krächzte Vadim.

— Ich rede die Wahrheit, — sagte Alina bestimmt.

— Die Wahrheit, vor der du dich am meisten fürchtest, besonders vor Zeugen. Oder soll ich dich daran erinnern, wie du dir bei meinem Vater Geld für ein „Startup“ geliehen hast, es aber in zwei Tagen verzockt hast? Er wartet immer noch. Du bist kein Mann, Vadim.

Du bist ein Parasit. Eine Dekoration. Du bist nur ein Körper, der Platz auf meinem Sofa einnimmt, mein Essen verschlingt und Schmutz hinterlässt. Und ich habe aufgehört, dich zu unterhalten. Und auch deine Freunde.

Sie machte eine Pause und ließ ihren schweren Blick über alle drei gleiten.

Auf den Gesichtern von Seryoga und Kolyan spiegelte sich extreme Verlegenheit wider.

Sie waren gekommen, um mit einem Freund Bier zu trinken, und landeten bei einer öffentlichen Zerstörungsszene.

Und nun wirkte ihr Freund in ihren Augen nicht wie ein cooler Typ, sondern wie ein erbärmlicher Schmarotzer.

— Also, ich gehe nicht in die Küche, — beendete Alina, ihre Stimme klang vor kalter Wut.

— Ihr drei steht jetzt auf und verschwindet von hier. Und nehmt euren ganzen Müll mit. Angefangen bei diesem Beutel.

Die Luft im Flur verdichtete sich zu einer geleeartigen Konsistenz, in der alle Geräusche und Bewegungen erstarrten.

Der Fernseher im Wohnzimmer murmelte etwas über Verfolgungsjagden und Explosionen, aber es klang wie ein ferner, unwirklicher Widerhall aus einem anderen Leben.

Seryoga und Kolyan, in die Falle eines fremden Familienstreits geraten, der sich zu einer öffentlichen Hinrichtung entwickelte, standen langsam, fast synchron auf.

In ihren Bewegungen gab es weder Solidarität mit dem Freund noch Mitgefühl für seine Frau.

Es gab nur einen Instinkt — so schnell wie möglich aus dem Epizentrum dieser Demütigung zu verschwinden.

— Na ja, wir… gehen wohl, — murmelte Seryoga, ohne Vadyim oder Alina anzusehen. Hastig griff er nach seiner Jacke vom Sofa und ließ dabei ein Zigarettenpäckchen auf den Boden fallen. Er hob es nicht einmal auf.

— Ja, wir sollten gehen, — fügte Kolyan hinzu und drängte sich seitlich an Vadyim vorbei. Er vermied es, Alina anzusehen, als fürchtete er, ihr Blick könnte auch ihn verbrennen.

— Sachen… Ihr wisst schon.

Sie zogen still und hastig ihre Schuhe im Flur an und verhedderten sich in ihren eigenen Schnürsenkeln.

Ihre demonstrative männliche Prahlerei war verschwunden, zurück blieb nur ein klebriges Gefühl der Verlegenheit.

Sie sagten Vadyim weder „Halt durch, Freund“ noch „Ruf später an“.

Sie wollten einfach verschwinden, sich auflösen, diesen Abend wie einen bösen Traum vergessen.

Als die Haustür hinter ihnen zufiel, war die Stille in der Wohnung ohrenbetäubend.

Vadyim stand mitten im Flur wie ein angeschossenes Tier. Sein Gesicht war blass, mit unschönen roten Flecken.

Er versuchte nicht mehr, stark oder spöttisch zu wirken. All seine aufgesetzte Selbstsicherheit floss mit den Freunden davon.

Zurück blieb nur ein nackter, erniedrigter und wütender Mensch.

— Zufrieden? — zischte er. Seine Stimme war leise und giftig.

— Du hast mich vor allen bloßgestellt. Hast mich zum Gespött gemacht. Zertrampelt. Wolltest du das, ja?

Alina antwortete nicht. Sie sah ihn einfach an, und ihr Schweigen war furchterregender als jedes Schimpfen.

Sie sah vor sich keinen Ehemann, keine vertraute Person, sondern einen erbärmlichen, infantilen Manipulator, dessen Tricks nicht mehr funktionierten.

— Und was jetzt? — fuhr er fort, seine Stimme ein giftiges Flüstern.

— Du hast sie rausgeschmissen, du wirst auch mich rauswerfen. Und was dann? Wirst du alleine in deiner sterilen Wohnung sitzen? Dich an der Stille erfreuen? Du wirst schon in einer Woche aufheulen! Du wirst hier einsam vergehen. Wer braucht dich so? Böse, unverträgliche Schlampe. Denkst du, jemand anderes wird das ertragen?

Er trat einen Schritt auf sie zu, versuchte mit seiner letzten Waffe — psychologischem Druck — ihre Panzerung zu durchbrechen.

Er wollte Angst, Zweifel, Tränen in ihrem Gesicht sehen.

Wollte, dass sie verstand, welchen „Fehler“ sie machte, indem sie sich von ihm abwandte.

Doch Alina wich nicht zurück. Sie hob die Hand und deutete schweigend zur Tür.

Eine einfache, wortlose Geste, die aussagekräftiger war als alle Worte.

— Geh, Vadyim.

— Was? — war er verblüfft.

— Ich sagte: geh, — wiederholte sie, und in ihrer Stimme lag kein Funken Zweifel.

— Nimm deinen Beutel. Nimm alles, was du für deins hältst. Und geh. Sofort. Die Schlüssel legst du auf das Sideboard im Flur.

Er sah sie mehrere lange Sekunden an und suchte in ihren Augen nach einem Hinweis auf Bluff.

Aber da war nur kalte, ruhige Entschlossenheit. Er verstand, dass es vorbei war.

Nicht nur ein weiterer Streit, nach dem man sich versöhnen könnte, sondern wirklich vorbei. Abspann.

Er knirschte mit den Zähnen. Griff den schwarzen Beutel vom Boden, der jetzt wie ein Symbol seiner Verbannung wirkte.

Drehte sich um und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ins Schlafzimmer.

Alina hörte, wie er die Schubladen der Kommode mit Getöse aufschob, wie er wütend Dinge in eine Tasche warf.

Sie rührte sich nicht, stand einfach da und wartete, verwandelte sich in eine lebendige Statue am Schwellenbereich ihres neuen Lebens.

Zehn Minuten später kam er hinaus, angezogen, mit einer vollgepackten Sporttasche über der Schulter und dem Müllbeutel in der Hand.

Er ging an ihr vorbei, ohne zu schauen, warf das Bund Schlüssel auf das Sideboard.

Metall klirrte gegen Holz — der letzte Ton ihres gemeinsamen Lebens.

An der Tür hielt er einen Moment inne, drehte sich um. Sein Blick war voller machtloser Wut.

— Du wirst es noch bereuen, Alina, — warf er und ging hinaus, die Tür laut zuschlagend.

Das Schloss klickte.

Und es kehrte Stille ein.

Alina stand noch eine Minute, oder fünf, oder zehn. Sie wusste es nicht. Die Zeit hatte aufgehört.

Sie ging langsam ins Wohnzimmer.

Auf dem Tisch stand eine angebrochene Bierflasche, auf dem Boden lagen Krümel und ein Zigarettenpäckchen, auf ihrem Lieblingssessel zeichnete sich ein hässlicher Fleck ab.

In der Luft hing ein dichter Geruch von Tabak, Mundgeruch und fremdem Schweiß. Es war der Geruch ihres früheren Lebens.

Sie fühlte weder Freude noch Triumph.

In ihr war ein klingendes Vakuum. Kein Sieg, sondern Leere, wie nach einer schweren, erschöpfenden Krankheit.

Sie trat ans Fenster und riss die Flügel auf.

Kalte, feuchte Novemberluft drang herein, nach Regen und nassem Asphalt riechend. Sie war frisch. Sie war echt.

Sie blickte hinunter, auf die Lichter der Nachtstadt, auf die Autos, die irgendwohin hasteten, auf die Menschen unter Schirmen.

Das Leben ging weiter. Ihr Leben auch.

Dieses Chaos in der Wohnung war nun nur noch ihr Chaos.

Und die Stille — auch. Und zum ersten Mal seit langer Zeit machte ihr dieser Gedanke keine Angst. Er gab Hoffnung…

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