Eines Tages kam sie mit nur einer Tasche an – Strümpfe, Hausschuhe mit der Aufschrift „Beste Oma der Welt“ (ein Geschenk meiner Kinder), einen Bademantel, eine Bluse und einen Kissenbezug.
Seit drei Wochen lebt das zarte kleine Mädchen, 88 Jahre alt, nun bei mir.

Ihr schneeweißes Haar ist zu einem Dutt gebunden, und sie schlurft leise durch den Flur in ihren Baumwollstrümpfen und Hausschuhen.
An jeder Türschwelle hält sie inne, hebt die Füße, als würde sie über unsichtbare Linien treten.
Sie lächelt den Hund an, flüstert mit unsichtbaren Gefährten und teilt mir ihre „Neuigkeiten“ mit.
Still und schüchtern schläft sie oft ein.
Sie genießt die Schokolade, die ich in ihrem Zimmer lasse, und trinkt mit zitternden Händen Tee, wobei sie immer wieder ihre zerbrechlichen Finger kontrolliert, ob ihr Ehering noch da ist.
Sie ist nicht mehr die starke, unabhängige Frau, die ich immer kannte.
Sie hat losgelassen und vertraut mir völlig.
Ihr größter Trost ist meine Anwesenheit, und ihre Erleichterung, wenn ich nach Hause komme, ist unverkennbar.
Ich koche täglich wieder Suppe, so wie ich es für meine Kinder getan habe, und halte Kekse auf dem Tisch bereit.
Anfangs hatte ich Angst – meine äußerst unabhängige Mutter, die nach Papas Tod drei Jahre allein gelebt hatte, braucht mich jetzt.
Doch mit der Zeit wich die Angst der Liebe und Zärtlichkeit.
Jetzt ist ihr Glück meine einzige Priorität – Wärme, Geborgenheit, Knödel und Liebe, mit ihrer Tochter an ihrer Seite.
Nichts anderes zählt.
Ich habe eine Tochter gewonnen, die 88 Jahre alt ist, und ich fühle mich gesegnet, ihre letzten Jahre freudvoll zu gestalten.
Mama, danke, dass du meine bist.
Bleib so lange bei mir, wie du kannst.







